Am 9. März 2023 verstarb mit Raphael Mechoulam ein legendärer Wissenschaftler, der als „Großvater der medizinischen Cannabisforschung“ gilt. Sein „Vermächtnis“ wird jedoch auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen großen Einfluss auf die moderne Cannabisforschung haben. Mechoulam war der erste, der die Phytocannabinoid-Moleküle und später das Endocannabinoid-System des Körpers entdeckte. Damit legte er den Grundstein für die weltweite Cannabisforschung und die Verwendung von medizinischem Cannabis in Israel im Besonderen.
Mechoulam’s Karriere und Meilensteine
Der 1930 in Sofia, Bulgarien, geborene Raphael Mechoulam studierte Biochemie an der Hebräischen Universität Jerusalem, promovierte und arbeitete als Postdoktorand am Rockefeller Institute in New York. Im Jahr 1960, als vor allem Hippies Cannabis als Rauschmittel rauchten, begann er am Weizmann-Institut mit der Erforschung der Cannabispflanze und setzte sie an der Hebräischen Universität Jerusalem fort. Mechoulam und sein Forschungsteam waren die ersten, die 1963 CBD identifizierten und isolierten¹. Dabei handelt es sich um ein Molekül der Cannabispflanze, das eine therapeutische Wirkung entfaltet – und dabei kaum psychoaktiv ist. Diese bahnbrechende Entdeckung legte den Grundstein für die weitere Erforschung der Auswirkungen von Cannabidiol (CBD) auf den Körper und das Gehirn.
In den folgenden Jahren konzentrierte sich Mechoulam bei seinen Forschungen auch auf das Endocannabinoid-System. Dabei handelt es sich um ein komplexes, körpereigenes Netzwerk von Rezeptoren und Molekülen, die bei der Regulierung vieler metabolischer und physiologischer Prozesse eine Schlüsselrolle spielen. Dazu gehören zum Beispiel Kalorienrestriktion und Energiehomöostase, Knochenhomöostase, Leberfunktion, Schmerz, Stimmung, Appetit und Schlaf. Dieser chemische Systemcoup öffnete die Tür für die Cannabis- oder CBD-Forschung.
Mechoulams umfangreiche Forschung sorgte dafür, dass israelische Unternehmen an mehr als 80 Prozent aller weltweiten Cannabispatente beteiligt sind. Er überzeugte auch die politischen Entscheidungsträger in Israel von den Vorteilen der Cannabispflanze und trug dazu bei, dass das Land heute einen guten Ruf in der medizinischen Cannabisforschung genießt.
Im Laufe seiner Karriere hat Mechoulam zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine Beiträge zur Cannabisforschung erhalten, darunter den israelischen Preis für Chemie. Der Forscher war außerdem seit 1994 gewähltes Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften.
Entdeckungen prägen die moderne CBD-Forschung
Heute sind THC (der berauschende Wirkstoff der Cannabispflanze) und CBD Gegenstand zahlreicher Forschungsaktivitäten und eines Milliardenmarktes. Unternehmen wie Tilray (ISIN: US88688T1007) und Curaleaf (ISIN: CA23126M1023) haben sich auf die Produktion von THC-haltigem medizinischem Cannabis spezialisiert.
Der CBD-Markt ist jedoch besonders interessant. Erstens wegen seiner prognostizierten zweistelligen Wachstumsrate pro Jahr², und zweitens, weil CBD im Gegensatz zu THC nicht psychoaktiv ist und nicht süchtig macht. Derzeit gibt es bereits ein von der FDA zugelassenes CBD-Präparat zur Behandlung bestimmter Epilepsieformen, wie z. B. des Dravet-Syndroms und des Lennox-Gastaut-Syndroms: Das US-Unternehmen GW Pharmaceuticals hat das CBD-basierte Medikament Epidiolex entwickelt, das die Aufmerksamkeit von Jazz Pharmaceuticals (ISIN: IE00B4Q5ZN47) auf sich zog. Aufgrund des Erfolgs von Epidiolex erwarb Jazz Pharmaceuticals schließlich GW im Jahr 2021 für 7,2 Mrd. USD.
Das israelisch-kanadische Biotech-Unternehmen Innocan Pharma (ISIN: CA45783P1027) konnte ebenfalls eine deutliche Verbesserung der medizinischen Symptome nach einer CBD-Behandlung nachweisen. Dies wurde in einer klinischen Studie mit Hunden nachgewiesen, die an Osteoarthritis und refraktärer (medikamentenresistenter) Epilepsie litten: CBD, das über die patentierte LPT-Plattform (CBD-geladene Liposomen) verabreicht wurde, war über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen im Blutplasma der Hunde nachweisbar und führte zu einer deutlichen Verringerung der Symptome.
Neben Epilepsie und Schmerzen erforscht Innocan Pharma eine Reihe weiterer CBD-Indikationen, Verabreichungsmethoden und Wellness-Produkte, die das bestehende IP-Portfolio des Unternehmens in Zukunft erweitern sollen.
Quellen:
¹https://science.thewire.in/the-sciences/scientific-highs-and-lows-cannabinoids/
²https://www.grandviewresearch.com/industry-analysis/cannabidiol-cbd-market#:~:text=The%20global%20CBD%20market%20size,USD%2022.05%20billion%20by%202030.
³https://www.manager-magazin.de/unternehmen/pharma/jazz-pharma-will-gw-pharma-kaufen-iren-zahlen-7-2-milliarden-dollar-fuer-cannabis-firma-a-479eb4c5-bca3-463f-9680-7795eb903cf5
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