10.11.2020 sino AG: Trade Republic Bank GmbH mit beeindruckenden Wachstumszahlen

In einem spannenden Interview spricht Herr Ingo Hillen, Vorstandsvorsitzender der sino AG von der Beteiligung an der Trade Republic Bank GmbH.

Video Interview mit Ingo Hillen, Vorstandsvorsitzender sino AG

  1. Kürzlich meldete die sino AG, dass sich die Trade Republic Bank GmbH – an welcher die sino Beteiligungs GmbH Anteile hält, weiterhin sehr gut entwickelt. Die Trade Republic Bank ist vor einem Jahr gestartet. Wie viele Kunden gibt es derzeit?

    Die Republic Bank GmbH entwickelt sich tatsächlich sehr gut, und zwar kontinuierlich sehr gut. In den Interviews, die wir beide geführt haben, habe ich immer wieder betont, dass wir sehr zufrieden sind, dass sie sich gut entwickelt hat. Ich habe es in den Pressemitteilungen gesagt, ich habe es in den Wochenmitteilungen gesagt. Ich war tatsächlich vom ersten Tag an, wir reden von Frühjahr 2017, sehr, sehr optimistisch. Und ja, ich sage es gerne heute wieder in der Pressemitteilung: Es entwickelt sich in allen Bereichen kontinuierlich weiterhin sehr gut.

    Ich bin da nicht mehr operativ tätig bei den Geschäften der Trade Republic, war aber zwei Jahre Geschäftsführer. Ich bin jetzt im Beirat zur Vertraulichkeit verpflichtet, deshalb kann ich zu konkreten Zahlen von Trade Republic nichts sagen.

  2. Im Februar 2020 war eine ‚hohe 5-stellige Zahl von Kunden‘ vermeldet worden, bereits im April 2020 sprach man von mehr als 150.000 Kunden. Das macht ein Zuwachs von ca. 40.000 Kunden pro Monat. Bei diesem von uns angenommenen Wachstum von Kunden liegt man Mitte November 2020, also 7 Monate später, bereits bei 440.000 Kunden. Passt die Berechnung in etwa?

    Ich sage es gerne nochmal. Ich kann zu konkreten Zahlen der Trade Republic nur wenig sagen. Ich kann Ihnen sagen, dass das Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2018/2019 – den habe ich am 17. Februar – wenn ich das richtig im Kopf habe – 2020 unterschrieben und genau das das ist gemeint, die hohe 5-stellige Zahl. Dann gab es am 16. April die Pressemitteilung der Trade Republic, da war ich ebenfalls noch Geschäftsführer mit über 150.000 Kunden. Zu den von Ihnen genannten Zahlen kann ich nichts sagen, aber die Rechnung kann ich nachvollziehen.

  3. Schauen wir doch einmal in die Zukunft. Soweit sich das derzeitige Wachstum von 40.000 Kunden pro Monat fortsetzt, wäre Ende des Jahres mit 500.000 Kunden, Mitte 2021 mit etwa 750.000 Kunden und Ende 2021 mit 1 Mio. Kunden zu rechnen. Können Sie die Zahlen so bestätigen?

    Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. Der Autor ist unbekannt. Mark Twain hab ich mal gehört, er könnte das gesagt haben. Wie gesagt, zum einen, ich kann keine Prognosen erstellen für Trade Republic oder kommentieren. Wenn Sie die Prämisse haben, dass die Kundenzahl um X steigt und dann linear vorschreiben, dann ist es ein Punkt, den es zu bedenken gilt, dass jeder Online Broker in diesem Jahr durch die Pandemie leidet und im Februar, März oder auch im zweiten Quartal sehr großen Zuwachs an Kunden hatte.

    Das gilt für die ING, das gilt für Flatex, das gilt für Comdirect. Den kann man sicherlich nicht so fortschreiben. Auf der anderen Seite hat Trade Republic vor ein paar Tagen gesagt, dass sie erfolgreich in Österreich gestartet sind. Der Christian Hecker hat gesagt, dass die Trade Republic ein europäisches Projekt ist. So hatten wir es auch von Start an 2017 angelegt. Das sollte halt eher dazu führen, dass die Kundenzahlen weiter wachsen. Wie gesagt, ich kann weder ihre Prämisse noch die Schlussfolgerung so kommentieren. Aber die Rechnung kann ich nachvollziehen.

  4. Durch so gestiegene Kundenzahlen erhöht sich die Attraktivität des Orderflows der Trade Republic für die Handelspartner. Bisher erhält Trade Republic 1,30 € nach Angaben des unternehmen pro Order von den Handelspartners + 1 € Fremdkostenpauschale. Geht man vereinfachend von einer erhöhten Vergütung von 50% pro Order bei den Handelspartner aus, erhielte die Trade Republic knapp 3 €. Können Sie die Annahmen bestätigen?

    Über die konkreten Zahlen oder auch über die Erwartungen der Trade Republic kann ich nichts sagen, was ich Ihnen sagen kann, ist aus meiner ureigensten Erfahrung: Ich war mal im letzten Jahrtausend Market Maker an der Deutschen Terminbörse, das ist die Vorgängerin der Eurex. Und es gab Zeiten, in denen ich relativ viele Trades gemacht habe an einem Tag und auch relativ großen Marktanteil hatte. Das waren regelmäßig die Tage, an denen ich am meisten verdient habe. Sprich ein Market Maker ganz grundsätzlich, ob er Aktien macht oder Derivate macht, verdient überproportional mehr, wenn er mehr Orderflow hat. Weil die Chance, dass ich zwei Kunden matchen, das heißt, dass der Market Maker den gesamten Spread verdienen kann, ist natürlich mit einigen 100.000 Kunden deutlich höher als mit einer hohen fünfstelligen Zahl verbunden. Das heißt, die Attraktivität des Orderflows steigt überproportional mit der Zahl der Kunden, von wem auch immer.

    So und von daher ist das eine Prämisse, die ich teilen kann, um jetzt die konkreten Zahlen kommentieren zu können. Aber nochmal. Wenn ich das richtig im Kopf habe, war die Meldung der Trade Republic am 3. Februar über die 1,30 Euro. Und wie Sie eben schon gesagt habe, am 17. Februar ist der Geschäftsbericht von mir unterschrieben worden mit einer hohen fünfstelligen Zahl an Kunden. Und Sie sprechen jetzt von den Zahlen von 2021, die halt nach ihrer Rechnung ganz erheblich höher sind. Also von daher, wie gesagt, die Rechnung kann ich nicht kommentieren, aber ich kann sie nachvollziehen.

  5. Bei durchschnittlich 750.000 Kunden, 3 € pro Trade und geschätzten 40-50 Trades pro Kunde pro Jahr kommt man auf Umsätze von 90 – 110 Mio. € für 2021. Können Sie zu diesen Annahmen Stellung beziehen?

    Nein, das ist das, was ich Ihnen alles nicht sagen kann. Was ich sagen kann ist, dass ich mit Christian Hecker in 2017 überlegt und diskutiert habe, wie viele Trades wohl Trade Republic im Durchschnitt machen kann. Ich war da relativ optimistisch, ich habe gesagt, diese Flatex-Zahlen 43, 48 Trades pro Kunde und Jahr scheinen mir ein gutes Ziel zu sein. Schlicht und einfach deswegen, weil man bei Flatex eigentlich auch schon mal 8 Euro pro Trade bezahlt inklusive Fremdkosten. Bei Trade Republic eben provisionsfrei, nur mit einem Euro.

    Dann ein weiterer Grund, Flatex ist bekannt, dass sie auch viele Profis als Kunden haben. Das ist etwas, so als Entscheider. Das war für mich immer ein Ziel und ich habe damals schon gedacht, warum soll die Trade Republic das nicht erreichen. Das ist die eine Sache. Die andere ist sicherlich die von Ihnen genannte Zahl von 100 Millionen sicherlich ambitioniert ist. Kein Kommentar, aber auch da kann ich die Mathematik, die grundlegende Mathematik dahinter nachvollziehen.